Kontext der Organisation
Eine der wichtigsten Intentionen des Asset Managements ist es sicherzustellen, dass alle Aufgaben zur Implementierung von Systemen, Methoden und Techniken unter Berücksichtigung des einmaligen Umfeldes der jeweiligen Organisation formuliert werden. Dieses Umfeld wird in der Norm ISO 55000 als Kontext bezeichnet. Man kann nicht über die absolute Richtigkeit einer technischen Lösung entscheiden, ohne diesen Organisationskontext zu kennen und ohne die Lösung mit den externen und internen Randbedingungen der Organisation abzugleichen. Rein „objektive“ Kriterien, wie etwa die mehrmaligen, erfolgreichen Implementierungen eines Systems weltweit, reichen nicht aus. Der organisatorische Kontext berücksichtigt vielmehr Aspekte wie den tatsächlichen und durch weite Teile der Mitarbeiterschaft wahrgenommenen Bedarf für eine konkrete Lösung, die Qualifikationen und Motivationen der Mitarbeiter, die Möglichkeit der Interaktion mit bestehenden technischen und organisatorischen Abläufen in der Organisation, das kurz- und mittelfristige Interesse des Managements an der Implementierung des Verfahrens und letztendlich die Reife der Organisation. Das Scheitern bei der Implementierung einiger technischer Lösungen, wie z. B. eines PMS bei den Straßenbauverwaltungen, ist meist auf das Nichterfüllen dieses fundamentalen Asset-Management-Prinzips zurückzuführen.
Die ISO-Norm gibt vor, dass alle externen und internen Themen berücksichtigt werden müssen, die für den Zweck der Organisation relevant sind bzw. einen Einfluss auf das mit dem Asset-Management-System angestrebte Ergebnis haben.
Die Organisation steht in Beziehung mit externen Stakeholdern und muss sich an internen und externen Erwartungen orientieren und die Gesetze und Vorgaben einhalten. Darüber hinaus wird das Handeln der Organisation von gesellschaftlichen Werten sowie ökonomischen und technischen Rahmenbedingungen bestimmt. In der Norm werden diese Erwartungen, Interessen, Vorgaben und sonstigen Gesichtspunkte als Kontext bezeichnet.
externer Kontext
- externe Interessengruppen (Stakeholder)
- Gesetze, Vorgaben und Regelwerke
- gesellschaftliche Wertvorstellungen / Werte
- Natur / Umwelt
- sonstige ökonomische und technische Rahmenbedingungen
interner Kontext
- vorhandene Organisationsstrukturen, Rollen und Verantwortlichkeiten
- Kultur der Organisation
- Prozesse, Standards, Modelle, Verfahren und Anweisungen der Organisation
- interne Interessensgruppen (Stakeholder)
- bereits eingesetzte Managementmethoden
- vorhandene Informationssysteme
- Erfahrungen (mit anderen Managementsystemen)
- bestehende Verträge
Aus dem (externen) Kontext leitet sich in erster Linie der Zweck der Organisation ab. Er ist darüber hinaus für die Festlegung der Organisationsziele, der Asset-Management-Politik, der Asset-Management-Strategie und aller folgenden Prozesse und Handlungen von Bedeutung (Bild 1).
Eines der wesentlichen Ziele der Norm liegt darin, dass das Management und die Mitarbeiter der Organisation die Prozesse, Ziele, Pläne und Handlungen auf die aus dem Kontext abgeleiteten Organisationsziele ausrichten.
